La statua sessista suscita indignazione

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Italien ist nicht reich an Denkmälern, die Frauen gewidmet sind. Jedes neue Denkmal gilt als Hoffnungsschimmer für ein neues fortschrittlicheres Denken. Umso größer ist die Empörung über die Bronzefigur, die gerade in Sapri in der süditalienischen Provinz Salerno enthüllt wurde. Sie erinnert an die berühmte „Spigolatrice di Sapri“ („Sie waren dreihundert“) aus dem gleichnamigen Gedicht von Luigi Mercantini, das zu den be­deutendsten patriotischen Zeugnissen des Risorgimento gehört.

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Eine Ährensammlerin erlebt darin mit, wie der Guerillakämpfer Carlo Piscane 1857 vergeblich versuchte, einen Aufstand gegen die Bourbonen anzuzetteln. Während der Erhebung starben dreihundert Männer. Der Stoff ist also ernst; das Gedicht gehört zum Curriculum an vielen italienischen Schulen. Aus zeitgenössischen Gemälden weiß man, wie eine Feldarbeiterin Ende des 19. Jahrhunderts ausgesehen hat. Der Künstler Emanuele Stifano zeigt seine „Spigolatrice“ hingegen lieber als eine Art Erotikmodel.

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Sie trägt ein schulterfreies, knappes Kleid; es ist ein Hauch von Nichts, und sie präsentiert sich dem Be­trachter in aufreizender, lasziver Hal­tung. Sie wirkt, als wolle sie den Blick auf ihren runden und per­fekten Hintern lenken, der ohne Zweifel bei jedem brasilianischen Schön­heitswettbewerb für eine ho­he Platzierung sorgen würde. Die für die Einweihung der Statue angereisten Notabeln reagierten verstört. Auf den Bildern, die tags da­rauf in der Presse zu sehen waren, wirken die meisten verlegen, wobei sich manche einen entzückten Ge­sichtsausdruck nicht verkneifen konn­ten. Andere legten in einem An­flug von Patriotismus die Hand aufs Herz, was den Skandal nur noch größer machte.

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Der Aufschrei in den sozialen Medien kam denn auch prompt. Von einer „sexistischen Ohrfeige“ ist die Rede, von „historischem Leichtsinn“. In einer Zeit, in der Frauen noch immer da­rum kämpfen, für andere Qualitäten als für ihre körperliche Erscheinung geschätzt zu werden, und in der täglich von Vergewaltigungen und Femiziden berichtet werde, ver­schandele man den öffentlichen Raum mit einem Symbol für anachronistische Weiblichkeit, schrieb sehr treffend ein Leser der Tageszeitung La Repubblica. Eine ehemalige Senatorin forderte, die Statue müsse wieder verschwinden. Der Künstler selbst erklärte trotzig, er hätte ohnehin lieber eine nackte Figur geschaffen, weil der unbekleidete Körper einfach am schönsten sei – in Zukunft werde er das auch wieder tun. Die Gemeinde verteidigte sein Werk als neuen Touristen-Magneten. Was für eine Art von Fremdenverkehr schwebt ihr bloß vor?

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